Kitzeln als Fetisch? Forscher der Universitätsmedizin Mainz haben in einer umfangreichen Studie untersucht, wie Erwachsene Kitzeln im Zusammenhang mit sexuellen Aktivitäten verwenden. Dabei wurden 719 Personen mit einem sogenannten Kitzelfetisch befragt. Die Ergebnisse offenbaren eine große Vielfalt in der menschlichen Sexualität, die noch weitergehend untersucht werden sollte.
Für die meisten Menschen ist Kitzeln ein Grund zum Lachen. Allerdings gibt es auch Personen, bei denen Kitzeln ein Fetisch ist und sexuelle Erregung auslöst. Diese Vorliebe wird als Kitzelfetisch oder Knismolagnie bezeichnet. Bisherige Untersuchungen zum Kitzeln hatten sich bislang vor allem auf sensorische Effekte und spielerische Aspekte konzentriert. Diese Studie hingegen hat zum ersten Mal die Rolle des Kitzelns im sexuellen Kontext untersucht. Damit zeige das Forscherteam, dass die Bandbreite der sexuellen Vergnügungen weit größer sei, als bisher anerkannt, so Dr. Shimpei Ishiyama, Leiter der AG Neurogelotologie am Institut für Pathophysiologie der Universitätsmedizin Mainz.
Kitzeln als Fetisch in verschiedenen Rollen
Die Mainzer Forschungsgruppe untersucht die neuronalen Grundlagen des Lachens und positiven Erlebens. In ihrer aktuellen Studie zum Kitzeln im Rahmen der Sexualität von Erwachsenen identifizierten die Forscher verschiedene Rollen bei der Interaktion (Kitzelnder, Gekitzelter) sowie unterschiedliche Kitzelmethoden und -intensitäten. Die meisten der insgesamt 719 Befragten erklärten, dass Kitzeln sie sexuell befriedigen könne. Fast die Hälfte der Befragten gab an, dass sie auch ohne Kitzeln als Fetisch sexuelle Befriedigung erlangen können. Ein Viertel der Befragten gab jedoch an, ausschließlich durch Kitzeln Orgasmen zu erleben. Ein weiteres Studien-Ergebnis: Bestimmte Kindheitserfahrungen, wie das Kitzeln in Cartoons, trugen bei einigen der Befragten entscheidend zur Entwicklung ihres Kitzelfetischs bei.
Kitzeln sei, so Dr. Ishiyama, eine intime Aktivität, die gegenseitiges Vertrauen erfordere. Es könne Menschen verbinden und als Ventil für sexuelle Energie dienen. Zukünftige Studien sollten nun erforschen, wie Kitzelreize sexuelles Vergnügen bedingen.
Zur Studie hat das Team außerdem ein Video in englischer Sprache mit deutschen Untertiteln veröffentlicht: